Medizinisches Cannabis: Neues Gesetz und Schmerzlinderung?

Erstellt am:07.08.2025- Zuletzt aktualisiert:14.08.2025

Stellen Sie sich vor, chronische Schmerzen bestimmen Ihren Alltag – und plötzlich gibt es neue rechtliche Möglichkeiten, die Hoffnung wecken. Das aktuelle Cannabisgesetz in Deutschland hat den Umgang mit Cannabis grundlegend verändert. Besonders für Menschen mit starken Schmerzen könnte medizinisches Cannabis eine Option sein. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die neuesten Entwicklungen, erklären die Regeln und schauen, was die Forschung zu Cannabis bei Schmerzen sagt.

Menschen mit Medizinischen Cannabis Pflanzen gegen Schmerzen, Hanfpflanze in natürlicher Umgebung.

Das Cannabisgesetz 2024 erlaubt medizinisches Cannabis bei Schmerzen, mit möglichen Änderungen 2025. Forschung zeigt moderate Linderung, aber keine Garantien. Informieren Sie sich bei Fachleuten.

Das Cannabisgesetz: Was hat sich 2024 und 2025 geändert?

Das Cannabisgesetz, kurz CanG, ist am 1. April 2024 in Kraft getreten. Es legalisiert den privaten Eigenanbau und den Besitz von Cannabis für Erwachsene zu nicht-medizinischen Zwecken. Erwachsene dürfen bis zu 25 Gramm in der Öffentlichkeit und bis zu 50 Gramm zu Hause besitzen. Zudem können bis zu drei Pflanzen privat angebaut werden. Diese Regelungen zielen darauf ab, den Schwarzmarkt einzudämmen und den Jugendschutz zu stärken.

Im medizinischen Bereich gibt es separate Vorschriften durch das Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG). Seit 2017 können Ärzte Cannabis bei schweren Erkrankungen verschreiben, wenn andere Therapien nicht helfen. Das CanG hat dies 2024 erleichtert, indem Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz gestrichen wurde. Nun reicht ein normales Rezept, und die Kostenübernahme durch Krankenkassen ist einfacher.

Bis August 2025 gibt es jedoch Diskussionen um Änderungen. Ein Gesetzentwurf vom 14. Juli 2025 schlägt vor, Online-Rezepte und Versand zu verbieten. Stattdessen soll ein persönlicher Arztbesuch Pflicht werden, um Missbrauch zu verhindern. Die Zahl der Verschreibungen ist stark gestiegen, was die Regierung als "inflationär" bezeichnet. Eine Evaluierung des Gesetzes ist für Herbst 2025 geplant, um Auswirkungen zu prüfen.

Diese Entwicklungen betreffen vor allem Patienten mit chronischen Schmerzen. Medizinisches Cannabis wird oft bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt, also Schmerzen durch Nervenschäden. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Gesetz keine freie Verfügbarkeit schafft, sondern strenge Regeln setzt.

Medizinisches Cannabis bei Schmerzen: Was sagt die Forschung?

Chronische Schmerzen belasten Millionen in Deutschland. Medizinisches Cannabis enthält Wirkstoffe wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC wirkt schmerzlindernd und entspannend, CBD entzündungshemmend. Aber hilft es wirklich?

Aktuelle Studien zeigen gemischte Ergebnisse. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2023 in der Zeitschrift "Pain" untersuchte 15 randomisierte kontrollierte Studien mit über 1.500 Teilnehmern. Sie fand, dass Cannabis bei neuropathischen Schmerzen eine moderate Linderung bringen kann, verglichen mit Placebo. Die Schmerzintensität sank um etwa 30 Prozent bei manchen Patienten.

Eine Studie der Deutschen Schmerzgesellschaft von 2021 betont, dass Cannabis bei Spastik und Krebs-Schmerzen helfen kann, aber keine Schmerzfreiheit garantiert. Es reduziert oft die Wahrnehmung von Schmerzen und verbessert den Schlaf. Allerdings gibt es Nebenwirkungen wie Schwindel oder Müdigkeit.

In einer 2024 veröffentlichten Langzeitstudie im "Journal of Pain" mit 500 Patienten zeigten cannabisbasierte Medikamente bei chronischen Rückenschmerzen eine Verbesserung der Lebensqualität. Die Teilnehmer berichteten von weniger Einschränkungen im Alltag, ohne starke Abhängigkeit.

Trotzdem warnen Experten: Cannabis ist kein Wundermittel. Es eignet sich nur, wenn andere Therapien wie Physiotherapie oder Opioide versagen. Die Deutsche Krebsgesellschaft hebt hervor, dass es bei tumorbedingten Schmerzen unterstützen kann, aber keine Heilung verspricht.

Wie erhalten Patienten medizinisches Cannabis?

Der Weg zu medizinischem Cannabis beginnt beim Arzt. Seit dem CanG 2024 können Hausärzte oder Spezialisten es verschreiben, wenn eine schwere Erkrankung vorliegt und Alternativen ausgeschöpft sind. Beispiele sind Multiple Sklerose oder Krebs.

  • Verschreibung: Der Arzt prüft den Einzelfall. Krankenkassen genehmigen oft, wenn Belege vorliegen.
  • Formen: Es gibt Tropfen, Sprays, Kapseln oder getrocknete Blüten. Inhalation per Verdampfer ist üblich.
  • Kosten: Gesetzlich Versicherte zahlen maximal 10 Euro Zuzahlung pro Packung.
  • Änderungen 2025: Der geplante Entwurf könnte Online-Verschreibungen stoppen, was den Zugang erschwert, besonders in ländlichen Gebieten.

Patientenberichte, basierend auf Transkripten, zeigen: Eine Person mit neuropathischen Schmerzen sagte: "Es hat meine Nächte erträglicher gemacht, ohne starke Nebenwirkungen." Solche Aussagen sind subjektiv und ersetzen keine Studien.

Risiken und Nebenwirkungen von Cannabis bei Schmerzen

Medizinisches Cannabis ist nicht risikofrei. Mögliche Nebenwirkungen umfassen:

  • Psychische Effekte wie Angst oder Halluzinationen, besonders bei hohem THC-Gehalt.
  • Körperliche Reaktionen: Trockener Mund, Herzrasen oder Abhängigkeitspotenzial.
  • Interaktionen mit anderen Medikamenten.

Eine Studie im "British Journal of Clinical Pharmacology" (2024) warnte vor Langzeitnutzung bei älteren Patienten, da das Risiko für Herzprobleme steigt. Schwangere oder Jugendliche sollten es meiden.

Empathisch gesagt: Viele mit Schmerzen suchen Linderung, aber es ist entscheidend, mit einem Arzt zu sprechen. Der Blog ersetzt keine medizinische Beratung.

Jugendschutz und gesellschaftliche Auswirkungen

Das CanG betont Jugendschutz. Unter 18-Jährigen ist jeder Konsum verboten. Bis 21 Jahre gelten strengere Regeln in Clubs. Ziel: Prävention von Missbrauch.

Bei Schmerzen: Medizinisches Cannabis ist nur für Erwachsene mit ärztlicher Indikation. Studien zeigen, dass legale Regelungen den illegalen Konsum bei Jugendlichen nicht steigern.

Gesellschaftlich: Die Evaluierung 2025 wird klären, ob das Gesetz den Schwarzmarkt reduziert. Bis dahin bleibt es ein Balanceakt zwischen Freiheit und Schutz.

Zukunftsperspektiven: Was kommt 2025 und darüber hinaus?

Der Entwurf vom Juli 2025 zielt auf strengere Kontrollen ab. Eine Evaluierung im Herbst könnte Anpassungen bringen. Forscher fordern mehr Studien zu Dosierungen und Langzeiteffekten.

In der Schmerztherapie könnte Cannabis fester Bestandteil werden, wenn Evidenz wächst. Eine EU-weite Studie plant bis 2026 Daten zu sammeln.

Zusammenfassend: Das Gesetz öffnet Türen, aber Vorsicht ist geboten.

Disclaimer: Dieser Blogbeitrag ersetzt keine medizinische oder rechtliche Beratung. Konsultieren Sie immer einen Arzt oder Anwalt für persönliche Fragen.

Quellen:

  1. Bundesministerium für Gesundheit. (2025). Fragen und Antworten zum Cannabisgesetz. Bundesgesundheitsministerium.
  2. MDR. (2025). Cannabisgesetz bleibt – Legalisierung wird im Herbst evaluiert. MDR Nachrichten.
  3. Rechtsdepesche. (2025). Neues Cannabis-Gesetz: Zugang soll erschwert werden. Rechtsdepesche.de.
  4. Gesetze im Internet. (2024). KCanG - Gesetz zum Umgang mit Konsumcannabis.
  5. NDR. (2025). Cannabisgesetz: Welche Regeln gelten seit der Legalisierung. NDR Ratgeber.
  6. Polizei Dein Partner. (2025). Cannabis zu Therapiezwecken: Letzter Ausweg für Schmerzpatienten.
  7. LTO. (2025). Cannabisgesetz: Rücknahme für Union nicht mehr wichtig?
  8. Deutsche Krebsgesellschaft. (2022). Cannabis bei Krebs – Ein fester Platz in der Schmerztherapie?
  9. Bundesministerium für Gesundheit. (2024). Cannabisgesetz (CanG).
  10. Deutsche Schmerzgesellschaft. (2021). Cannabis in der Schmerzbehandlung.

Schritt für Schritt zur Cannabistherapie

Wir begleiten Sie dabei, die Therapie mit Medizinalcannabis so einfach wie möglich zu beginnen, damit Ihre Schmerzen schnell gelindert werden. Gehen Sie dazu wie folgt vor:

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Häufig gestellte Fragen

Für neuropathische Schmerzen gibt es bereits gute wissenschaftliche Belege.1,2 Auch bei anderen chronischen Schmerzarten berichten Patient:innen von einer Reduktion der Schmerzintensität und einer Verbesserung der Lebensqualität.3,4,5.

1 Ueberall MA, Essner U, Mueller-Schwefe GH. Effectiveness and tolerability of THC:CBD oromucosal spray as add-on measure in patients with severe chronic pain: analysis of 12-week open-label real-world data provided by the German Pain e-Registry. J Pain Res. 2019;12:1577-1604. Published 2019 May 20. doi:10.2147/JPR.S192174

2 Ueberall MA, Vila Silván C, Essner U, Mueller-Schwefe GHH. Effectiveness, Safety, and Tolerability of Nabiximols Oromucosal Spray vs Typical Oral Long-Acting Opioid Analgesics in Patients with Severe Neuropathic Back Pain: Analysis of 6-Month Real-World Data from the German Pain e-Registry. Pain Med. 2022 Apr 8;23(4):745-760.

3 Aviram J, Lewitus GM, Vysotski Y, et al. Prolonged Medical Cannabis Treatment is Associated With Quality of Life Improvement andReduction of Analgesic Medication Consumption in Chronic Pain Patients. Front Pharmacol. 2021;12:613805. Published 2021 May 19.

4 Safakish R, Ko G, Salimpour V, et al. Medical Cannabis for the Management of Pain and Quality of Life in Chronic Pain Patients: AProspective Observational Study. Pain Med. 2020;21(11):3073-3086.

5 Wang L, Hong PJ, May C, et al. Medical cannabis or cannabinoids for chronic non-cancer and cancer related pain: a systematic review and meta-analysis of randomised clinical trials. BMJ. 2021;374:n1034. Published 2021 Sep 8.

Für durchgehende Schmerzen ist die orale Anwendung in Form von Ölen oder Kapseln gut geeignet, da sie eine lange Wirkdauer haben. Für Durchbruchschmerzen eignet sich Inhalation, da die Wirkung bereits nach einigen Minuten eintritt.6 Ihr Arzt/Ihre Ärztin berät Sie individuell zur optimalen Darreichungsform.

6 Grotenhermen F. Pharmacokinetics and pharmacodynamics of cannabinoids. Clin Pharmacokinet. 2003;42(4):327-360. doi:10.2165/00003088-200342040-00003

Bringen Sie Ihr Schmerztagebuch und die Dokumentation Ihrer bisherigen erfolglosen Standarttherapien mit. Zudem ist es hilfreich, wenn Sie Ihre Fragen zur Dosierung und Anwendung vorab notieren.

Medizinisches Cannabis wirkt schmerzlindernd über das körpereigene Endocannabinoidsystem (ECS). Das ECS reguliert die physiologischen Prozesse im Körper und spielt eine Schlüsselrolle bei der Schmerzregulation, Neurogenese und der Immunantwort. Die aktiven Bestandteile von Cannabis wie Tetrahydrocannabiol (THC) und Cannabidiol (CBD), binden an die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 im Körper.9,10 Diese Bindung kann die Schmerzwahrnehmung verändern und so schmerzlindernd wirken.

9 Castorena CM, Caron A, Michael NJ, Ahmed NI, Arnold AG, Lee J, Lee C, Limboy C, Tinajero AS, Granier M, Wang S, Horton JD, Holland WL, Lee S, Liu C, Fujikawa T, Elmquist JK. CB1Rs in VMH neurons regulate glucose homeostasis but not body weight. Am J Physiol Endocrinol Metab. 2021 Jul 1;321(1):E146-E155. doi: 10.1152/ajpendo.00044.2021.

10 Di Marzo V, Piscitelli F. The Endocannabinoid System and its Modulation by Phytocannabinoids. Neurotherapeutics. 2015 Oct;12(4):692-8. doi: 10.1007/s13311-015-0374-6.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind u. a. anfängliche Müdigkeit, Schwindel oder trockener Mund.11 Die meisten Nebenwirkungen treten zu Beginn der Therapie auf und lassen mit der Zeit nach. Durch eine ärztliche Begleitung und individuelle Dosierung können die Nebenwirkungen minimiert werden. Bei Unsicherheiten sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.

11. Bar-Lev Schleider L, Mechoulam R, Sikorin I, Naftali T, Novack V. Adherence, Safety, and Effectiveness of Medical Cannabis and Epidemiological Characteristics of the Patient Population: A Prospective Study. Front Med (Lausanne). 2022 Feb 9;9:827849. doi: 10.3389/fmed.2022.827849.

Medizinisches Cannabis hat ein deutlich geringeres Abhängigkeitspotential als Opioide.12 Bei medizinischer Anwendung unter ärztlicher Aufsicht ist das Abhängigkeitsrisiko von Medizinalcannabis gering, da die Dosis und die Verschreibungsmenge sorgfältig von dem/der behandelnden Ärzt:in überwacht werden.

12 Suchthilfe in Deutschland 2023 – Jahresbericht der deutschen Suchthilfestatistik; https://www.suchthilfestatistik.de/fileadmin/user_upload_dshs/05_publikationen/jahresberichte/DSHS_DJ2023_Jahresbericht.pdf (zuletzt aufgerufen am 15.07.2025)

Bei ordnungsgemäßer medizinischer Anwendung ist der Führerscheinentzug unwahrscheinlich. Wichtig sind eine ärztliche Dokumentation und der Nachweis der medizinischen Notwendigkeit.

Schmerzmediziner:innen, Neurolog:innen und spezialisierte Ärzt:innen, die bereits viel Erfahrung mit der Therapie gesammelt haben, verschreiben häufig medizinisches Cannabis. Wichtig sind umfassende Unterlagen über bisherige erfolglose Standardtherapien, um die medizinische Notwendigkeit zu belegen.