Chronische Schmerzen stellen für viele Patientinnen und Patienten eine enorme Belastung dar. Sie beeinflussen nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern auch die Psyche und das soziale Leben. In den letzten Jahren hat sich medizinisches Cannabis als ergänzende Therapie etabliert – besonders dann, wenn herkömmliche Schmerzmittel nicht mehr ausreichen oder starke Nebenwirkungen verursachen. Im folgenden Expertenbericht teile ich meine Erfahrungen aus der interdisziplinären Schmerzpraxis und erläutere, wie medizinisches Cannabis sinnvoll eingesetzt werden kann.
Chronische Schmerzen sind komplex und betreffen meist mehrere Ebenen des Lebens. Neben den körperlichen Beschwerden leiden viele Betroffene unter Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen und sozialem Rückzug. Das bio-psycho-soziale Modell hilft, die Vielschichtigkeit dieser Erkrankung zu verstehen: Neben körperlichen Ursachen spielen auch psychische und soziale Faktoren eine Rolle. Viele Patientinnen und Patienten berichten, dass sie sich durch die Schmerzen zunehmend isoliert fühlen, da alltägliche Aktivitäten wie Spazierengehen oder Treffen mit Freunden kaum noch möglich sind.
In meiner Praxis beobachte ich, dass medizinisches Cannabis häufig als Ergänzung zur bestehenden Schmerztherapie eingesetzt wird. Besonders bei Patientinnen und Patienten, die bereits viele Medikamente einnehmen müssen (Polypharmazie), bietet Cannabis die Möglichkeit, die Dosis anderer Schmerzmittel zu reduzieren. Dies kann nicht nur Nebenwirkungen verringern, sondern auch die Lebensqualität deutlich verbessern. Wichtig ist dabei eine individuelle Anpassung der Therapie und eine enge ärztliche Begleitung.
Die enthaltenen Wirkstoffe THC und CBD wirken auf das körpereigene Endocannabinoid-System, das unter anderem die Schmerzempfindung, das Immunsystem und den Schlaf reguliert. Studien zeigen, dass insbesondere Patientinnen und Patienten mit neuropathischen Schmerzen, rheumatischen Erkrankungen oder Fibromyalgie von einer Cannabistherapie profitieren können. Viele berichten über eine spürbare Schmerzlinderung, besseren Schlaf und eine allgemein gesteigerte Lebensfreude.
Ein großer Vorteil von medizinischem Cannabis ist die Möglichkeit, starke Schmerzmittel wie Opioide zu reduzieren oder sogar abzusetzen. Viele meiner Patientinnen und Patienten berichten, dass sie nach Beginn der Cannabistherapie weniger Verdauungsprobleme, Übelkeit oder Müdigkeit verspüren. Besonders ältere Menschen, die empfindlich auf Nebenwirkungen reagieren, profitieren von dieser Therapieoption. Die Angst vor einer Abhängigkeit ist unbegründet, wenn die Therapie ärztlich begleitet und korrekt dosiert wird.
Die Verschreibung von medizinischem Cannabis erfolgt in Deutschland ausschließlich auf ärztliches Rezept und meist nach einer telemedizinischen Beratung. Patientinnen und Patienten sollten sich umfassend informieren und mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen, ob eine Cannabistherapie für sie geeignet ist. Die Auswahl der Darreichungsform (z. B. Tropfen, Inhalation, Salben) sowie die Dosierung werden individuell festgelegt. Wichtig ist zudem, alle Unterlagen sorgfältig aufzubewahren und die geltenden gesetzlichen Bestimmungen zu beachten – insbesondere im Straßenverkehr.
Viele Patientinnen und Patienten äußern anfangs Unsicherheiten – etwa bezüglich der Wirkung, möglicher Nebenwirkungen oder der gesellschaftlichen Akzeptanz. In meiner Praxis lege ich großen Wert auf eine ausführliche Aufklärung: Medizinisches Cannabis ist kein Allheilmittel, kann aber vielen Betroffenen helfen, den Alltag besser zu bewältigen. Die Therapie wird regelmäßig überprüft, um eine optimale Wirkung bei möglichst wenigen Nebenwirkungen zu erzielen.
In den letzten Jahren habe ich zahlreiche positive Rückmeldungen erhalten – sowohl von jüngeren als auch von älteren Patientinnen und Patienten. Viele berichten, dass sie wieder aktiver am Leben teilnehmen, weniger depressiv sind und alltägliche Aktivitäten wie Spazierengehen, Reisen oder Treffen mit Freunden wieder möglich werden. Besonders beeindruckend sind Fälle, in denen Patientinnen und Patienten nach langer Leidenszeit einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität erfahren.
Weitere Informationen zur Cannabistherapie bei anderen Erkrankungen finden Sie auf unseren spezialisierten Seiten zu Multipler Sklerose und chronischen Schmerzen. Wenn Sie Fragen zur Behandlung haben oder eine individuelle Beratung wünschen, nutzen Sie bitte unser Kontaktformular.
Medizinisches Cannabis ist eine wertvolle Ergänzung in der Behandlung chronischer Schmerzen. Es kann helfen, die Lebensqualität zu verbessern, Nebenwirkungen anderer Medikamente zu reduzieren und Patientinnen und Patienten wieder mehr Teilhabe am Leben zu ermöglichen. Wichtig ist eine individuelle, ärztlich begleitete Therapie und die Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Bei Unsicherheiten wenden Sie sich bitte an Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren Arzt oder nutzen Sie unser Kontaktformular.
Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine ärztliche Beratung. Die Therapie mit medizinischem Cannabis sollte immer individuell und unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. Bei rechtlichen Fragen oder Unsicherheiten wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin/Ihren Arzt oder nutzen Sie unser Kontaktformular.
Deutsche Schmerzgesellschaft: Leitlinien zur Schmerztherapie
Wir begleiten Sie dabei, die Therapie mit Medizinalcannabis so einfach wie möglich zu beginnen, damit Ihre Schmerzen schnell gelindert werden. Gehen Sie dazu wie folgt vor:
Vereinbaren Sie online einen Termin und klären Sie Ihre Schmerzsymptomatik.
Lösen Sie das Rezept in einer Partner-Apotheke ein und erhalten Sie Ihr Medikament.
Ihr Telemediziner steht Ihnen jederzeit zur Verfügung, um Dosierungen anzupassen und den Erfolg zu kontrollieren.