Erstellt am:14.08.2025- Zuletzt aktualisiert:14.08.2025
Nach der Gürtelrose hörte der Schmerz nicht auf: stechend wie Messer, brennend wie rohe Haut – jede Nacht, jeden Tag. Autofahren war unmöglich, Radfahren gefährlich, die Treppe eine Hürde. Opiate dämpften kaum, machten aber müde und unsicher. Erst als ihre Schmerztherapie auf medizinisches Cannabis umgestellt wurde, änderte sich etwas Grundlegendes: weniger nächtliche Schmerzspitzen, besserer Schlaf und endlich die Chance, die Opiatdosen zu senken – mit spürbarer Erleichterung im Alltag.
Nach einer Gürtelrose entwickelte Anneliese (76) eine Post-Zoster-Neuralgie – eine Form von neuropathischem Schmerz, die auch nach Abheilung des Ausschlags bestehen bleibt. Der Schmerz wechselte zwischen Brennen, Stechen und „offene Haut“-Gefühl, besonders nachts. Alltägliche Tätigkeiten wurden mühsam; Autofahren gab sie auf, Radfahren war unsicher. Trotz Opiaten und weiteren Medikamenten blieb die Belastung hoch.
Zu Beginn erhielt sie leitlinienübliche Medikamente, darunter Opiate. Die Schmerzen besserten sich nicht ausreichend; Müdigkeit und Benommenheit schränkten zusätzlich ein. Bei hoher Dosierung traten Entzugssymptome beim Reduzieren auf – typisch für eine längere Opiattherapie. Diese Erfahrung spiegeln Studien, die die Grenzen opioidzentrischer Langzeittherapie betonen.
Im Verlauf entschied das Schmerzteam, medizinisches Cannabis als Extrakt zu verordnen – mit nächtlicher Einnahme zur Schlaf- und Schmerzberuhigung. Anneliese spürte eine Reduktion der nächtlichen Schmerzspitzen und konnte Opiate schrittweise deutlich reduzieren, was insgesamt die Tagesleistung verbesserte. Beobachtungsdaten deuten darauf hin, dass mit medizinischem Cannabis in chronischen Schmerzkollektiven Opioiddosen bei einem Teil der Patient:innen sinken können – kausal aber nicht gesichert.
Anneliese berichtet von längeren Schlafphasen und weniger nächtlichen Schmerzwellen. In klinischen Studien zu neuropathischen Schmerzen fanden sich – neben Schmerzreduktion – auch Hinweise auf bessere Schlafqualität, insbesondere bei inhalativen oder extraktbasierten Cannabinoiden, wenn Standardtherapien unzureichend waren. Die Effekte sind meist moderat, aber alltagsrelevant.
Bei Müdigkeit oder Benommenheit sollte nicht aktiv am Straßenverkehr teilgenommen werden; in Deutschland gelten rechtliche Grenzen und Sorgfaltspflichten, auch wenn Freigaben diskutiert werden. Ärztliche Beratung zu Einnahmezeitpunkten (z. B. abends) und langsamer Titration hilft, Alltagsrisiken zu reduzieren.
Cannabis ersetzt nicht Bewegung, physio- oder schmerzpsychologische Maßnahmen; es ergänzt sie. Bei Anneliese erlaubte die nächtliche Stabilisierung tagsüber mehr Aktivität: Spazieren, Radfahren, Treppen mit Pausen. Diese multimodale Ausrichtung entspricht modernen Schmerzkonzepten, die Funktion und Teilhabe betonen.
Anneliese konnte ihre Opiate „weit über die Hälfte“ reduzieren – ein realistisches Ziel für manche Betroffene. Systematische Reviews zeigen Hinweise auf „opioid-sparing“-Effekte, die Evidenz ist jedoch überwiegend beobachtungsbasiert und von niedriger bis sehr niedriger Sicherheit; Kausalität bleibt offen. Ärztlich geführtes Ausschleichen hilft, Entzugssymptome zu vermeiden und Rückschritte abzufangen.
Mit nächtlichem Cannabis-Extrakt schläft Anneliese ruhiger und hat am Tag mehr Stabilität. Sie bewegt sich täglich, geht spazieren, radelt in kurzen Strecken, steigt Treppen mit Pausen. Opiate nimmt sie, wenn nötig, gezielt und seltener – in Rücksprache mit dem Behandlungsteam. Für sie ist das kein Wundermittel, aber eine tragende Säule im Gesamtkonzept.
Quellen:
Wir begleiten Sie dabei, die Therapie mit Medizinalcannabis so einfach wie möglich zu beginnen, damit Ihre Schmerzen schnell gelindert werden. Gehen Sie dazu wie folgt vor:
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Bei ordnungsgemäßer medizinischer Anwendung ist der Führerscheinentzug unwahrscheinlich. Wichtig sind eine ärztliche Dokumentation und der Nachweis der medizinischen Notwendigkeit.
Medizinisches Cannabis hat ein deutlich geringeres Abhängigkeitspotential als Opioide.12 Bei medizinischer Anwendung unter ärztlicher Aufsicht ist das Abhängigkeitsrisiko von Medizinalcannabis gering, da die Dosis und die Verschreibungsmenge sorgfältig von dem/der behandelnden Ärzt:in überwacht werden.
12 Suchthilfe in Deutschland 2023 – Jahresbericht der deutschen Suchthilfestatistik; https://www.suchthilfestatistik.de/fileadmin/user_upload_dshs/05_publikationen/jahresberichte/DSHS_DJ2023_Jahresbericht.pdf (zuletzt aufgerufen am 15.07.2025)
Die Krankenkasse kann die Kosten übernehmen, wenn andere konventionelle Therapien nicht ausreichend geholfen haben und eine begründete Aussicht auf Besserung der Symptome durch Medizinalcannabis besteht.
Für durchgehende Schmerzen ist die orale Anwendung in Form von Ölen oder Kapseln gut geeignet, da sie eine lange Wirkdauer haben. Für Durchbruchschmerzen eignet sich Inhalation, da die Wirkung bereits nach einigen Minuten eintritt.6 Ihr Arzt/Ihre Ärztin berät Sie individuell zur optimalen Darreichungsform.
6 Grotenhermen F. Pharmacokinetics and pharmacodynamics of cannabinoids. Clin Pharmacokinet. 2003;42(4):327-360. doi:10.2165/00003088-200342040-00003
Die häufigsten Nebenwirkungen sind u. a. anfängliche Müdigkeit, Schwindel oder trockener Mund.11 Die meisten Nebenwirkungen treten zu Beginn der Therapie auf und lassen mit der Zeit nach. Durch eine ärztliche Begleitung und individuelle Dosierung können die Nebenwirkungen minimiert werden. Bei Unsicherheiten sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.
11. Bar-Lev Schleider L, Mechoulam R, Sikorin I, Naftali T, Novack V. Adherence, Safety, and Effectiveness of Medical Cannabis and Epidemiological Characteristics of the Patient Population: A Prospective Study. Front Med (Lausanne). 2022 Feb 9;9:827849. doi: 10.3389/fmed.2022.827849.
Ihr Arzt kann verschiedene Cannabis-Sorten, Dosierungen oder Darreichungsformen testen. Manchmal dauert es mehrere Wochen, bis die optimale Einstellung gefunden ist.
Es gibt verschiedene Sorten sowie Darreichungsformen von Medizinalcannabis. Ihr Arzt/ihre Ärztin erstellt einen individuellen Therapieplan für Sie. Auch die Dosierung wird im Therapieverlauf auf sie eingestellt. Daher kann es mehrere Wochen dauern, bis die optimale Einstellung mit der gewünschten Wirkung erreicht ist.
Medizinisches Cannabis wirkt schmerzlindernd über das körpereigene Endocannabinoidsystem (ECS). Das ECS reguliert die physiologischen Prozesse im Körper und spielt eine Schlüsselrolle bei der Schmerzregulation, Neurogenese und der Immunantwort. Die aktiven Bestandteile von Cannabis wie Tetrahydrocannabiol (THC) und Cannabidiol (CBD), binden an die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 im Körper.9,10 Diese Bindung kann die Schmerzwahrnehmung verändern und so schmerzlindernd wirken.
9 Castorena CM, Caron A, Michael NJ, Ahmed NI, Arnold AG, Lee J, Lee C, Limboy C, Tinajero AS, Granier M, Wang S, Horton JD, Holland WL, Lee S, Liu C, Fujikawa T, Elmquist JK. CB1Rs in VMH neurons regulate glucose homeostasis but not body weight. Am J Physiol Endocrinol Metab. 2021 Jul 1;321(1):E146-E155. doi: 10.1152/ajpendo.00044.2021.
10 Di Marzo V, Piscitelli F. The Endocannabinoid System and its Modulation by Phytocannabinoids. Neurotherapeutics. 2015 Oct;12(4):692-8. doi: 10.1007/s13311-015-0374-6.
Medizinisches Cannabis wirkt schmerzlindernd über das körpereigene Endocannabinoidsystem (ECS). Das ECS reguliert die physiologischen Prozesse im Körper und spielt eine Schlüsselrolle bei der Schmerzregulation, Neurogenese und der Immunantwort. Die aktiven Bestandteile von Cannabis wie Tetrahydrocannabiol (THC) und Cannabidiol (CBD), binden an die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 im Körper.9,10 Diese Bindung kann die Schmerzwahrnehmung verändern und so schmerzlindernd wirken.
9 Castorena CM, Caron A, Michael NJ, Ahmed NI, Arnold AG, Lee J, Lee C, Limboy C, Tinajero AS, Granier M, Wang S, Horton JD, Holland WL, Lee S, Liu C, Fujikawa T, Elmquist JK. CB1Rs in VMH neurons regulate glucose homeostasis but not body weight. Am J Physiol Endocrinol Metab. 2021 Jul 1;321(1):E146-E155. doi: 10.1152/ajpendo.00044.2021.
10 Di Marzo V, Piscitelli F. The Endocannabinoid System and its Modulation by Phytocannabinoids. Neurotherapeutics. 2015 Oct;12(4):692-8. doi: 10.1007/s13311-015-0374-6.
Schmerzmediziner:innen, Neurolog:innen und spezialisierte Ärzt:innen, die bereits viel Erfahrung mit der Therapie gesammelt haben, verschreiben häufig medizinisches Cannabis. Wichtig sind umfassende Unterlagen über bisherige erfolglose Standardtherapien, um die medizinische Notwendigkeit zu belegen.
Bei Inhalation tritt die Wirkung binnen weniger Minuten ein, bei Ölen und Kapseln nach etwa ein bis zwei Stunden.6 Daher ist bei akuten Schmerzen die Inhalation am besten geeignet.
6 Grotenhermen F. Pharmacokinetics and pharmacodynamics of cannabinoids. Clin Pharmacokinet. 2003;42(4):327-360. doi:10.2165/00003088-200342040-00003
Für neuropathische Schmerzen gibt es bereits gute wissenschaftliche Belege.1,2 Auch bei anderen chronischen Schmerzarten berichten Patient:innen von einer Reduktion der Schmerzintensität und einer Verbesserung der Lebensqualität.3,4,5.
1 Ueberall MA, Essner U, Mueller-Schwefe GH. Effectiveness and tolerability of THC:CBD oromucosal spray as add-on measure in patients with severe chronic pain: analysis of 12-week open-label real-world data provided by the German Pain e-Registry. J Pain Res. 2019;12:1577-1604. Published 2019 May 20. doi:10.2147/JPR.S192174
2 Ueberall MA, Vila Silván C, Essner U, Mueller-Schwefe GHH. Effectiveness, Safety, and Tolerability of Nabiximols Oromucosal Spray vs Typical Oral Long-Acting Opioid Analgesics in Patients with Severe Neuropathic Back Pain: Analysis of 6-Month Real-World Data from the German Pain e-Registry. Pain Med. 2022 Apr 8;23(4):745-760.
3 Aviram J, Lewitus GM, Vysotski Y, et al. Prolonged Medical Cannabis Treatment is Associated With Quality of Life Improvement andReduction of Analgesic Medication Consumption in Chronic Pain Patients. Front Pharmacol. 2021;12:613805. Published 2021 May 19.
4 Safakish R, Ko G, Salimpour V, et al. Medical Cannabis for the Management of Pain and Quality of Life in Chronic Pain Patients: AProspective Observational Study. Pain Med. 2020;21(11):3073-3086.
5 Wang L, Hong PJ, May C, et al. Medical cannabis or cannabinoids for chronic non-cancer and cancer related pain: a systematic review and meta-analysis of randomised clinical trials. BMJ. 2021;374:n1034. Published 2021 Sep 8.