Erstellt am:12.06.2025- Zuletzt aktualisiert:23.07.2025
Chronische Schmerzen sind für viele Menschen ein ständiger Begleiter und beeinflussen das gesamte Leben – von der Arbeit über die Freizeit bis hin zu sozialen Kontakten. In meiner Praxis begegne ich täglich Patient:innen, die trotz verschiedener Therapieversuche unter anhaltenden Schmerzen leiden. Die moderne Schmerzmedizin bietet jedoch neue Wege, die Hoffnung machen können. In diesem Bericht teile ich meine Erfahrungen als Schmerzmediziner und zeige, wie medizinisches Cannabis in der Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt werden kann.
Mein Name ist Dr. Martin Pitzl. Ich praktiziere seit zwölf Jahren im Münchner Zentrum als Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie in einer interdisziplinären Schmerzpraxis. Wir haben eine spezielle Schmerztherapie. Dazu und haben auch viele Patienten, unter anderem auch viele chronische Schmerzpatienten. Doch das erste Mal davon gehört vor drei, vier Jahren, da waren die ersten Vertreter hier, die ihre Produkte vorgestellt haben. Und zugenommen hat das extrem.
So in den letzten zwei Jahren, würde ich sagen. Zwischendrin hatten wir noch Corona, aber es ist ein bisschen abgeflaut, da war das nicht so aktuell. Interessanterweise. Aber so in den letzten zwei Jahren haben wir doch einen deutlichen Anstieg sowohl von Anbieterseite als auch von Konsumenten Seite gezogen. Also wir haben viele chronische Schmerzpatienten hier in der Praxis, die wir versorgen und haben entdeckt, dass das medizinische Cannabis zum einen eine Reduzierung von sehr stark Medikamenten, also sprich auf Morphinbasis reduzieren kann.
Letztendlich sind auch einige Patienten, die diverse Medikamente Unverträglichkeiten haben, die das Cannabis eben auch gut ansprechen und so hat eine verbesserte Lebensqualität und reduzierte Schmerzwahrnehmung haben und somit ja auch wieder Schmerz einmal leben können. Das ist ähnlich, was weniger Nebenwirkungen hat und besser verträglich ist. Also durch Schmerzen wird man ja teilweise auch reaktiv depressiv. Also die sind besser gelaunt, die sind lebensbejahend wieder.
Und die Patienten haben wieder mehr Spaß am Leben durch diese Reduktion. Und wenn man wieder von den Medikamenten. Weggehen wollen, die eben starke Nebenwirkungen haben, wie zum Beispiel Verdauungsstörungen usw Übelkeit, das kann man mit dem Cannabis eben deutlich reduzieren in der Medizin, speziell jetzt. Wir bevorzugen, wo wir die Extrakt sind, besser dosierbar. Noch mal zurückzukommen auf die Frage wie profitieren die Patienten?
Also gerade ältere Patienten, die die Nebenwirkungen der anderen Medikamente reduzieren möchten, haben sehr positive, nach anfänglichen Ängsten Rückmeldung uns gegeben. Und zwar ist es ja oft so, dass eben gerade ältere, da habe ich vorhin schon erwähnt, eben Cannabis doch als Droge sehen und dann muss man denen erklären, was ich gerade auch schon erwähnt habe. Nein, es gibt ja diese zwei unterschiedlichen Wirkstoffe und wenn sie wirklich gar keine berauschende Wirkung haben möchten, dann empfehlen wir eben ein Extrakt, das eine höhere CBD und CBD Anteil hat.
Und dann werden sie merken, das wirkt entzündungshemmend, es wirkt abschwächelnd und sie werden auch nicht abhängig davon. Das ist immer die größte Angst. Das, was ich anfangs erwähnt habe, also der Markt ist riesig geworden. Jede Woche haben wir eine Vorstellung von verschiedenen Referenten. Ich rede davon, 2 bis 3 pro Woche von verschiedenen Firmen. Also der Markt ist sehr groß geworden und im Moment ist es so oder so wird es vielleicht auch die Zukunft dann bringen, dass wir nur noch vereinzelt wirklich Marken aufschreiben, sondern eher die Wirkstoffe.
Wie viel Prozent davon, wie viel Prozent CBD, wie viel Prozent THC und entsprechend dann das den Patienten mitgeben. Genau. Und je nachdem dann in der Apotheke die Abgabe erfolgt, von welchem Anbieter auch immer, also es ist nicht so, dass ich einen jungen sportlichen Patienten habe, der gerade eine Sportverletzung hat und den mit Cannabis versorge. Das sicher nicht. Nein, das sind chronische Schmerzpatienten, die haben eine lange Leidensgeschichte.
Die haben schon verschiedenste Medikamente vorher ausprobiert, verschiedenste Therapien ausprobiert. Das hat vieles nicht funktioniert. Und dann kommen wir mit dem Cannabis, diesem Vorschlag oder Therapieversuch. Und wenn das gut funktioniert, dann ist Patient und Behandler zufrieden.
Viele Betroffene berichten, dass Schmerzen ihren Alltag dominieren. Die Symptome reichen von dumpfen, stechenden Schmerzen bis zu Bewegungseinschränkungen und Schlafstörungen. Häufig führen sie zu sozialem Rückzug und psychischer Belastung. Klassische Therapien wie Physiotherapie, Schmerzmittel oder operative Eingriffe helfen nicht immer dauerhaft. Nebenwirkungen wie Magenprobleme oder Müdigkeit sind keine Seltenheit.
Besonders komplex ist die Situation, wenn mehrere Erkrankungen zusammentreffen – beispielsweise Arthrose, Fibromyalgie oder Migräne.
In den letzten Jahren hat die Bedeutung von medizinischem Cannabis in der Schmerztherapie zugenommen. Besonders für Patient:innen, die klassische Schmerzmittel nicht vertragen oder bei denen diese nicht ausreichend wirken, kann Cannabis eine wertvolle Ergänzung sein. In meiner Praxis beobachte ich, dass viele Betroffene durch die Therapie eine Reduktion starker Medikamente erreichen und weniger Nebenwirkungen erleben.
Wichtig ist eine individuelle, ärztlich begleitete Einstellung der Therapie. Anfangs bestehen oft Vorbehalte oder Unsicherheiten, doch mit Aufklärung und Geduld lassen sich viele Ängste abbauen. Die Erfahrungen zeigen, dass Patient:innen mit einer auf sie abgestimmten Cannabistherapie wieder aktiver am Leben teilnehmen und neue Lebensfreude gewinnen können.
Auch im Bereich Cannabis im Alter werden diese Effekte zunehmend beschrieben.
Die Behandlung chronischer Schmerzen sollte immer individuell und ganzheitlich erfolgen. Neben Medikamenten spielen Bewegung, Ernährung und psychische Unterstützung eine entscheidende Rolle. Viele Patient:innen profitieren von multimodalen Konzepten, die verschiedene Therapiebausteine kombinieren. Wer sich für weitere Aspekte der Schmerzbehandlung interessiert, findet auf schmerztherapie-cannabis.net zusätzliche Informationen zur modernen Schmerzmedizin.
Chronische Schmerzen stellen eine große Herausforderung für Betroffene und Behandelnde dar. Die moderne Schmerzmedizin – einschließlich medizinischer Cannabistherapie – bietet neue Perspektiven für mehr Lebensqualität. Entscheidend ist eine enge ärztliche Begleitung und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Weitere Informationen zur Cannabistherapie bei chronischen Schmerzen bietet cannabis-schmerz.de.
Für persönliche Beratung steht das Kontaktformular zur Verfügung.
Hinweis: Die Informationen in diesem Bericht ersetzen keine ärztliche Beratung. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihre behandelnde Ärztin/Ihren behandelnden Arzt oder nutzen Sie unser Kontaktformular.
Wir begleiten Sie dabei, die Therapie mit Medizinalcannabis so einfach wie möglich zu beginnen, damit Ihre Schmerzen schnell gelindert werden. Gehen Sie dazu wie folgt vor:
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Für neuropathische Schmerzen gibt es bereits gute wissenschaftliche Belege.1,2 Auch bei anderen chronischen Schmerzarten berichten Patient:innen von einer Reduktion der Schmerzintensität und einer Verbesserung der Lebensqualität.3,4,5.
1 Ueberall MA, Essner U, Mueller-Schwefe GH. Effectiveness and tolerability of THC:CBD oromucosal spray as add-on measure in patients with severe chronic pain: analysis of 12-week open-label real-world data provided by the German Pain e-Registry. J Pain Res. 2019;12:1577-1604. Published 2019 May 20. doi:10.2147/JPR.S192174
2 Ueberall MA, Vila Silván C, Essner U, Mueller-Schwefe GHH. Effectiveness, Safety, and Tolerability of Nabiximols Oromucosal Spray vs Typical Oral Long-Acting Opioid Analgesics in Patients with Severe Neuropathic Back Pain: Analysis of 6-Month Real-World Data from the German Pain e-Registry. Pain Med. 2022 Apr 8;23(4):745-760.
3 Aviram J, Lewitus GM, Vysotski Y, et al. Prolonged Medical Cannabis Treatment is Associated With Quality of Life Improvement andReduction of Analgesic Medication Consumption in Chronic Pain Patients. Front Pharmacol. 2021;12:613805. Published 2021 May 19.
4 Safakish R, Ko G, Salimpour V, et al. Medical Cannabis for the Management of Pain and Quality of Life in Chronic Pain Patients: AProspective Observational Study. Pain Med. 2020;21(11):3073-3086.
5 Wang L, Hong PJ, May C, et al. Medical cannabis or cannabinoids for chronic non-cancer and cancer related pain: a systematic review and meta-analysis of randomised clinical trials. BMJ. 2021;374:n1034. Published 2021 Sep 8.
Schmerzmediziner:innen, Neurolog:innen und spezialisierte Ärzt:innen, die bereits viel Erfahrung mit der Therapie gesammelt haben, verschreiben häufig medizinisches Cannabis. Wichtig sind umfassende Unterlagen über bisherige erfolglose Standardtherapien, um die medizinische Notwendigkeit zu belegen.
Medizinisches Cannabis wirkt schmerzlindernd über das körpereigene Endocannabinoidsystem (ECS). Das ECS reguliert die physiologischen Prozesse im Körper und spielt eine Schlüsselrolle bei der Schmerzregulation, Neurogenese und der Immunantwort. Die aktiven Bestandteile von Cannabis wie Tetrahydrocannabiol (THC) und Cannabidiol (CBD), binden an die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 im Körper.9,10 Diese Bindung kann die Schmerzwahrnehmung verändern und so schmerzlindernd wirken.
9 Castorena CM, Caron A, Michael NJ, Ahmed NI, Arnold AG, Lee J, Lee C, Limboy C, Tinajero AS, Granier M, Wang S, Horton JD, Holland WL, Lee S, Liu C, Fujikawa T, Elmquist JK. CB1Rs in VMH neurons regulate glucose homeostasis but not body weight. Am J Physiol Endocrinol Metab. 2021 Jul 1;321(1):E146-E155. doi: 10.1152/ajpendo.00044.2021.
10 Di Marzo V, Piscitelli F. The Endocannabinoid System and its Modulation by Phytocannabinoids. Neurotherapeutics. 2015 Oct;12(4):692-8. doi: 10.1007/s13311-015-0374-6.
Viele Patient:innen können ihre bisherigen Schmerzmittel unter ärztlicher Begleitung reduzieren oder ganz absetzen.7,8 Eine schrittweise Anpassung in Absprache mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin ist dabei sehr wichtig.
7 Greis A, Renslo B, Wilson-Poe AR, Liu C, Radakrishnan A, Ilyas AM. Medical Cannabis Use Reduces Opioid Prescriptions in PatientsWith Chronic Back Pain. Cureus. 2022;14(1):e21452. Published 2022 Jan 20. doi:10.7759/cureus.21452
8 Lucas P, Boyd S, Milloy MJ, Walsh Z. Cannabis Significantly Reduces the Use of Prescription Opioids and Improves Quality of Life inAuthorized Patients: Results of a Large Prospective Study. Pain Med. 2021;22(3):727-739.
Medizinisches Cannabis wirkt schmerzlindernd über das körpereigene Endocannabinoidsystem (ECS). Das ECS reguliert die physiologischen Prozesse im Körper und spielt eine Schlüsselrolle bei der Schmerzregulation, Neurogenese und der Immunantwort. Die aktiven Bestandteile von Cannabis wie Tetrahydrocannabiol (THC) und Cannabidiol (CBD), binden an die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 im Körper.9,10 Diese Bindung kann die Schmerzwahrnehmung verändern und so schmerzlindernd wirken.
9 Castorena CM, Caron A, Michael NJ, Ahmed NI, Arnold AG, Lee J, Lee C, Limboy C, Tinajero AS, Granier M, Wang S, Horton JD, Holland WL, Lee S, Liu C, Fujikawa T, Elmquist JK. CB1Rs in VMH neurons regulate glucose homeostasis but not body weight. Am J Physiol Endocrinol Metab. 2021 Jul 1;321(1):E146-E155. doi: 10.1152/ajpendo.00044.2021.
10 Di Marzo V, Piscitelli F. The Endocannabinoid System and its Modulation by Phytocannabinoids. Neurotherapeutics. 2015 Oct;12(4):692-8. doi: 10.1007/s13311-015-0374-6.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind u. a. anfängliche Müdigkeit, Schwindel oder trockener Mund.11 Die meisten Nebenwirkungen treten zu Beginn der Therapie auf und lassen mit der Zeit nach. Durch eine ärztliche Begleitung und individuelle Dosierung können die Nebenwirkungen minimiert werden. Bei Unsicherheiten sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.
11. Bar-Lev Schleider L, Mechoulam R, Sikorin I, Naftali T, Novack V. Adherence, Safety, and Effectiveness of Medical Cannabis and Epidemiological Characteristics of the Patient Population: A Prospective Study. Front Med (Lausanne). 2022 Feb 9;9:827849. doi: 10.3389/fmed.2022.827849.